Benvenuto Cellini, die erste Oper von Berlioz, ist ein beredtes Beispiel dafür, wie Aufführungen eines Musikwerkes den jeweils herrschenden Bedingungen neu angepaßt werden. Streichungen hier, Hinzufügungen dort, Neueinteilungen der Akte, Uminstrumentierungen oder gar der Austausch einzelner Figuren - auch der 1838 in Paris uraufgeführte Benvenuto Cellini, ursprünglich konzipiert als Opéra comique, ist von derartigen Revisionen nicht verschont geblieben. Aus einer Vielzahl von strukturellen Eingriffen und Änderungen hat die Forschung drei zum Teil höchst unterschiedliche, mit drei Hauptquellen korrespondierende Grundversionen herauskristallisiert. Die ersten beiden Fassungen stammen aus der Pariser Zeit um 1838, während die dritte das "Arbeitsergebnis" späterer Aufführungen in Weimar darstellt. Musik und Handlung präsentieren sich dabei in durchaus unterschiedlichen Ausmaßen und Varianten. Glücklicherweise bietet ein solcher Umstand jedoch stets die ideale Gelegenheit, sich einen wesentlich komplexeren Einblick in die Materie verschaffen zu können, als dies bei nur einer einzigen "Oberfläche" möglich ist: Zeit- und Aufführungsgeschichte, künstlerisch-ästhetische Ideale gegenüber Publikumserwartungen oder vorherrschenden politischen Meinungen - diese und andere Komponenten spiegeln sich facettenartig in den drei Fassungen des Benvenuto Cellini wider.
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