Als literarische Vorlage für diese Janácek-Oper diente das fünfaktige Schauspiel "Das Gewitter" (Groza) von Alexander Nikolajewitsch Ostrowskij (1823-1886), der zu den bedeutendsten Dramatikern der russischen Literatur gehört. Er schrieb mehr als 40 Bühnenwerke, Dramen und Komödien, und war kurz vor seinem Tode selbst eine Zeit lang künstlerischer Direktor des Staatstheaters in Moskau. Seine Meisterwerke, die drei großen Komödien "Eine Dummheit macht auch der Gescheiteste" (U 1868), "Der Wald" (U 1871) und "Wölfe und Schafe" (U 1875) gehören auch auf den deutschen Bühnen zu den meistgespielten Werken des russischen Theaters. Ostrowskij zeichnet in ihnen kritisch-sarkastisch das Leben der reichen und herrschsüchtigen Gesellschaft im alten Rußland. In seinem 1859 entstandenen und noch im gleichen Jahr in Moskau uraufgeführten Drama "Das Gewitter" gestaltete Ostrowskij sein Thema auf tragische Weise innerhalb einer überschaubaren Gesellschaft in dem von ihm erfundenen Wolgastädtchen Kalinow. Im Milieu des sogenannten "dunklen Reiches" scheitert die junge Kaufmannstochter Ekaterina doppelt: an der von ihrer Schwiegermutter, der Kaufmannswitwe Kabanowa, mit despotischen Moralvorstellungen tyrannisierten Ehe mit deren Sohn Tichon und an ihren eigenen, von den erstarrten Konventionen geprägten und davon noch nicht befreiten Überzeugung, daß ihr Ehebruch mit dem jungen Boris - der (wie Tichon und sie von der Kabanowa) von seinem Onkel Dikoj tyrannisiert wird - eine Todsünde ist, die sie nur durch Selbstmord sühnen kann.
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