Quelle
Den Stoff für seinen "Bajazzo", in dem sich Kunst und Wirklichkeit wie kaum in einer anderen Oper kongenial mischen, gab dem Komponisten das Leben. Mehr noch: er erlebte ihn selbst. Am 13. August 1865 beging der kleine süditalienische Wallfahrtsort Montalto in Kalabrien den Tag Mariä Himmelfahrt als volkstümliches Fest, zu dem auch eine Theateraufführung durch eine wandernde Komödiantentruppe gehörte. Deren Leiter, mit bürgerlichem Namen Giovanni d'Alessandro und als Künstler Darsteller des Bajazzo, verdächtigte, wohl nicht zu Unrecht, seine Frau der Untreue. Den Beweis dafür erhielt er an diesem Tage, weshalb er in einem Anfall von rasender Eifersucht erst unbemerkt seine Frau hinter der Bühne tötete, den Liebhaber aufspürte und auch ihn umbrachte. Es war der Diener der Familie Leoncavallo, der den siebenjährigen Ruggiero zu der Theateraufführung begleitete. Die Familie lebte damals in dem kleinen Ort, wo der Vater ein Richteramt bekleidete und auch Mitglied jenes Schwurgerichtes im benachbarten Cosenza war, das den Doppelmörder zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilte. Der Komponist erinnerte sich später des ganzen Geschehens, dessen Täter nach Verbüßung seiner Strafe das Leben eines rechtschaffenen Mannes führte.
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