Daß Nicolais italienische Opern heutzutage so unbekannt sind, verdankt sich dem Umstand, daß deren Partituren lange Zeit als verschollen galten. Die einzig bekannte italienische Partitur des Templario ist im zweiten Weltkrieg in Berlin verbrannt; erhalten hat sich lediglich eine unvollständige Partitur der von Nicolai 1845 in Wien erstellten deutschen Fassung, die sich in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien befindet.
Dank der gezielten Nachforschung des Autors haben sich nun aber gleich drei Abschriften der italienischen Partitur (Neapel, Biblioteca del Conservatorio San Pietro a Majella, Paris, Bibliotheque National, Lissabon, Biblioteca Nacional) sowei zahlreiche andere Quellen und Dokumente gefunden, die es ermöglichen, den komplexen Entstehungsprozess dieses Werkes minutiös zu rekonstruieren. (Eine ausführliche musikwissenschaftliche Darstellung dieses Sachverhaltes wird in Kürze erscheinen).
Anders als eine Briefstelle Nicolais zu suggerieren scheint, gibt es von dem Werk nicht nur die Turiner Urfassung von 1840 und dessen deutsche Bearbeitung von 1845; vielmehr hat Nicolai bei jeder von ihm selbst geleiteten Inszenierung an dem Werk gefeilt und Veränderungen vorgenommen. Teilweise wurden diese Veränderungen nur mit Blick auf Aufführungen in deutschsprachigen Raum vorgenommen, teilweise wurden diese aber auch in Abstimmung Nicolais mit dem Verleger Lucca in Mailand in spätere Aufführungen des italienischen Theaterraumes übernommen. Der auf der zweiten Inszenierung in Genua 1840 basierende und in vielen Bibliotheken anzutreffende Klavierauszug gibt damit eine Fassung wieder, die in späteren Inszenierungen so nicht mehr realisiert wurde.
Dr. M. Wittmann
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