"Niobe, Regina di Tebe" aus dem Jahr 1688 ist Steffanis letzte Oper für den Münchner Hof und zugleich seine bedeutendste. Bereits das Libretto weiß die ungeheure Wucht der Niobidentragödie wirkungsvoll in Szene zu setzen. Erzählt wird die Geschichte der Königin von Theben, die für ihren Hochmut von den Göttern mit dem Tod ihrer Kinder bestraft vor Schmerz zu Stein wird. Amphion, ihr Mann, nimmt sich vor Gram das Leben, und die so von ihrem Tyrannen befreite Stadt erlangt die Freiheit wieder.
Obwohl Steffani fest in der Musiksprache seiner Heimat verwurzelt war, fand er durch die Aufnahme französischer Stilelemente zu einer sehr individuellen Kompositionsweise, was sich auch in einer besonders großen und bunten Orchesterbesetzung bemerkbar macht. So wird etwa Amphion, der mythische Erfinder der Leier und der Harmonie, in seiner Auftrittszene mit einem instrumentalen Aufwand vorgestellt, wie ihn die italienische Oper schon lange nicht mehr kannte. Die Arie spielt auf die Harmonie der Sphären aus Platons "Politeiea" an und Steffani gelingt es eindrucksvoll, dieses Bild von der Weltenharmonie mit allen Mitteln der Tonkunst sinnfällig zu machen. Ein kaum zu überbietender Realismus zeichnet die Sterbeszenen Niobes und Amphions aus: Jede Gemütsregung zwischen Schmerz und Verzweiflung wird auf differenzierteste Weise ausgedrückt.
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